Auslauf auf zwei Rädern: Frühjahrs-Check fürs Motorrad – Teil 2
Im letzten Blogbeitrag haben wir über die ersten Schritte für ein frühlingshaft-sicheres Fahrvergnügen mit dem Motorrad berichtet. Im zweiten Teil geht es um den sachgerechten Austausch von Flüssigkeiten und den eingehenden Check von Elektronik und Antrieb fürs Bike.
Nach dem Winter einfach aufs Bike steigen und losfahren? Eher keine so gute Idee: Neben der Entfernung von Schmutz, Öl- und Konservierungsstoffresten und einem eingehenden Bremsencheck geht’s vor der ersten Ausfahrt noch an die Prüfung alle elektronischen Komponenten am Motorrad, inklusive der Kontrolle aller Flüssigkeiten.
Am meisten leidet durch lange Stehzeiten im Winter oft die Batterie, deshalb gilt zuerst der Blick darauf: Ist sie noch ausreichend geladen bzw. befüllt? Ein Batterietester gibt dem Profi Aufschluss über Säurestand in den Kammern. Mit Schmirgelpapier werden Pole und Anschlusskabel bei einer über den Winter ausgebauten Batterie bearbeitet, bevor beim Einbau Polfett an den Kontakten dafür sorgt, dass diese vor Korrosion geschützt werden und der Stromfluss gefördert wird. Damit die Sicht in jeder Kurve passt, müssen zusätzlich alle Lichtquellen sowie die Hupen inklusive aller elektrischen Leitungen gecheckt werden – die Reinigung der Zündkerzen versteht sich für den Profi dabei von selbst.
Sitzt & passt
Zündkerzen und -stecker müssen genauso auf ihren festen Sitz überprüft werden wie Bremsbeläge, der Druckpunkt der Bremse und der Freilauf der Räder. Gabel, Federbeine und Lenkkopflager sowie Hinterradstoßdämpfer müssen dabei in jedem Fall gut ein- und ausfedern und dürfen nicht nachwippen – so läuft das Fahrwerk garantiert rund. Damit das Kurvenspiel am Bike so richtig Spaß macht, wird vom Profi deshalb auch das Spiel von Gas- und Kupplungszug gecheckt: In jeder Stellung des Lenkers muss ausreichend Spiel im Gasgriff und beim Kupplungshebel sein.
Tauschen & testen
Spätestens beim Frühjahrscheck steht zusätzlich ein Ölwechsel nach Herstellerangabe an, sofern er nicht schon vor dem Winterschlaf passiert ist. Vom Laien wird dabei der Filter oft übersehen. Daher lohnt sich auch hier der Weg in die Profiwerkstatt, damit ein sachgerechter Wechsel durchgeführt wird.
Apropos sachgerechter Wechsel: Bei Motorrädern mit Kardanantrieb müssen unbedingt die vorgeschriebenen Wechselintervalle eingehalten werden. Zahnriemen müssen in jedem Fall auf genügend Spannung kontrolliert und Kettenglieder eventuell entfernt werden. Die Lebensdauer eines Kettenantriebs verlängert sich ebenfalls erheblich, wenn alle Bauteile regelmäßig gehegt und gepflegt und Verschleißerscheinungen rasch erkannt werden. Sogenannte Haifischzähne – also verzogene Ritzelzähne – deuten einen Austausch an.
Last but not least ist die richtige Kettenspannung laut Handbuch wesentlich: Im unbelasteten Zustand ist sie am lockersten, bei Bewegung der Hinterachse wird sie straffer. Profis messen den Kettensitz mit einem Zollstock und spannen gegebenenfalls nach oder entfernen einzelne Kettenglieder.
Sicherer Halt
Obwohl er enorm belastbar ist, gibt auch der hartnäckigste Bremsbelag nach spätestens 30.000 Kilometern den Geist auf. Die Bremsscheibe an sich hält da schon etwas länger durch und schafft in etwa die dreifache Belastung. Beim Check des Belages sollte dieser in jedem Fall deutlich stärker als ein Millimeter sein – im Neuzustand ist er nämlich fünf bis acht Millimeter hoch. Hat er weniger als einen Millimeter heißt es: unbedingt tauschen!
Auch Zug am Hebel und Pedaltritt müssen zackig reagieren, zusätzlich müssen alle Bremsleitungen auf poröse oder undichte Stellen kontrolliert und gegebenenfalls die Bremsflüssigkeit ausgetauscht werden. Die beste Art, unbeschwert in die Saison zu starten, beginnt also mit einem sauberen Bike und einem eingehenden Check im Fachbetrieb, der in der Regel recht rasch erledigt ist. Damit steht dem unbeschwerten Auslauf auf zwei Rädern nichts mehr im Wege.
Checkliste Bike Flüssigkeiten, Elektronik & Antrieb
• Batteriecheck: Stimmt der Säurestand in den Kammern?
• Pole und Anschlusskabel bearbeiten & danach Pole einfetten
• Alle Lichtquellen und Leitungen prüfen, Zündkerzen reinigen & auf Sitz überprüfen
• Federn Gabel, Federbeine und Lenkkopflager sowie Hinterradstoßdämpfer
• Gas- und Kupplungsspiel checken
• Öl- und gegebenenfalls Ölfilter wechseln
• Zahnriemen auf Spannung und Verschleiß überprüfen
• Bremsbelag checken, Bremsflüssigkeit tauschen